Eine Zinn- und Kobaltführende Fahlbandlagerstätte zwischen Gierczyn (Giehren) und Przecznica (Querbach) im Góry Izerskie (Isergebirge) in Polen.

Von Everhardus Schakel, Wuppertal und Helmut Lorenz, Wuppertal.

Diese Arbeit wurde veröffentlicht in der Zeitschrift "der Aufschluss", Jg. 60, Juli/Aug. 2009.

Zusammenfassung
Der Glimmerschieferstreifen mit seinem Zinn- und Kobaltvorkommen zwischen Gierczyn (Giehren) und Przecznica (Querbach) im Góry Izerskie (Isergebirge), Polen wurde während einer ca. 300-jährigen Periode bergmännisch aufgeschlossen. Die Lage der Gruben sowie Betriebszeit und Roherzförderung sind aus der Literatur bekannt. Während dreier mineralogischer Exkursionen zwischen 2004 und 2008 wurden Proben genommen, bestimmt und mit der vorhandenen Literatur verglichen. Wir halten diesen Glimmerschieferstreifen mit seinem Erzvorkommen für so interessant, dass wir hier über unsere Befunde berichten möchten. Ausserdem wird kurz auf die Entstehung dieser ungewöhnlichen Lagerstätte eingegangen. Zu den beiden bekannten Modellvorstellungen möchten wir eine weitere zur Diskussion stellen.

Abstract
The Gierczyn – Przecznica tin and cobalt ore deposit is located in the mica schists of the Kamienicki range, which is part of the Izera metamorphic series in Poland. The location of the mines and their mining activities during approx. 300 years are described in literature. We report our findings from three mineralogical study trips in this area between 2004 and 2008. We will briefly refer to the two existing models of genesis of this ore deposit. In addition a third model will be presented for discussion.

Einleitung
Am Nordhang des Grzbiet Kamienicki (Kemnitzkammes) im Góry Izerskie in Polen (Abb. 1) befindet sich zwischen Gierczyn und Przecznica in einer granat- und quarzführenden Zone des Glimmerschiefers ein hochinteressantes Zinn- und Kobalterzvorkommen.
Ausgehend von einem Aufsatz über dieses Erzvorkommen mit dem Titel „Der Bergbau bei Giehren und Querbach“ (GROß 1925) unternahmen wir 2004 eine erste mineralogische Exkursion in dieses Gebiet. Nachdem wir auf den noch vorhandenen Halden reichlich Probematerial gesammelt hatten, haben wir versucht in dem Bach Dzieza (Kesselfloß), der dieses Erzvorkommen durchläuft, Kassiterit nachzuweisen.

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 Abb. 1: Blick von Norden auf einen Teil des Grzbiet Kamienicki. Rechts der Kirchturm von Gierczyn (2008).
 

Ausgewaschen wurde mit unseren Goldwaschrinnen nach der wie ansonsten beim Goldwaschen üblichen Methode. Uns war damals jedoch noch nichts über das Aussehen des Kassiterits (Farbe, Kristallgröße, etc.) bekannt. Groß war dann auch unsere Enttäuschung, als wir keinen Kassiterit im Konzentrat fanden. Weitere Erkenntnisse aus der älteren Literatur lieferten dann aber wichtige Hinweise, wonach im September 2007 und Juli 2008 nochmals Exkursionen in diesem Gebiet durchgeführt wurden. Das Bergbaugebiet und unsere Exkursionsergebnisse erscheinen uns so interessant, dass wir darüber berichten möchten.

Nomenklatur: Um die geografischen Eigennamen nicht immer zweimal angeben zu müssen (die heutigen polnischen sowie die alten deutschen) und um das Auffinden in alten Karten und der älteren Literatur zu erleichtern, werden im Text zuerst einmal beide Namen aufgeführt. Danach folgt im weiteren Text für alle Angaben, die unsere Exkursionen betreffen, die polnische Bezeichnung. Bei historischen Angaben (z.B. im Abschnitt „Zur Geschichte des Bergbaus“) haben wir – um korrekt zitieren zu können - die alten, ursprünglich deutschen Bezeichnungen verwendet. Um allen Lesern gerecht zu werden, befindet sich am Ende der Arbeit die Tabelle 3 mit einer Zusammenstellung aller im Text erwähnten polnischen und deutschen Namen.

Lage des ehemaligen Bergbaugebietes
Das Góry Izerskie erstreckt sich beiderseits der schlesisch-böhmischen Grenze und wird im Osten vom Kamienna (Großer Zacken) und im Westen von der Lausitzer Neiße begrenzt. Das Gebirge besteht im Wesentlichen aus vier dicht bewaldeten, fast parallelen Höhenrücken bis zu Höhen von 1123 m am Berg Smrek (Tafelfichte) und der 1126 m hohen Wysoka Kopa (Hinterberg). Die bedeutenden Quarzvorkommen und der Holzreichtum waren die Basis für noch heute bestehende Glashütten.

Der Grzbiet Kamienicki, an dem die Zinn- und Kobaltgruben liegen, ist der nördlichste Höhenrücken des Góry Izerskie und erreicht Höhen von 700 – 900 m. Die Vererzungen folgen einen Glimmerschieferstreifen der in etwa von Horní Vítkov, Raspenava, Nové Město in Tschechien, und in Polen über Czerniawa Zdrój (Bad Schwarzbach), Krobica (Krobsdorf), Gierczyn (Giehren) und Przecznica (Querbach) bis ungefähr nach Wojcieszyce (Voigtsdorf) im Osten, mit einer Gesamtlänge von ca. 36 km, verläuft..

Der engere bauwürdige Bereich der Vererzung fängt bei Krobica im Westen an und kann mit einer Ausdehnung von ca. 7 km bis zur ehemaligen Kobaltgrube „St. Maria Anna“ am Prochowa (Pulverberg) bei Przecznica verfolgt werden. Die Zinnvererzung hört nach Gierczyn allmählich auf, während die Kobaltvererzung bei Przecznica ihren Höhepunkt erreicht. Südwestlich von Krobica gibt es bereits auf tschechischem Gebiet noch eine Vererzung bei Nové Město mit einem Vorkommen von Chalkopyrit und Pyrrhotin.

Geologischer Rahmen und kurze Beschreibung der Lagerstätte
Der Glimmerschieferstreifen mit dieser interessanten Vererzung liegt im uralten Gneiskomplex des Góry Izerskie, das westliche Teilgebirge der Sudeten. Das Alter dieser Orthogneise wird mit oberem Kambrium bis unterem Ordovizium angegeben. Es sind überwiegend feinkörnige und Augengneise.

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Abb. 2: Geologische Übersicht des beschriebenen Gebietes. (G = Giehren, H = Hirschberg, Q = Querbach. 1, 2 und 3 sind die Glimmerschieferstreifen).

Im Norden wird der Gneisblock durch die innersudetische Hauptverwerfung gegen metamorphe Sedimentgesteine abgeschnitten, im Osten und Süden durch den variszischen Biotit-Monzogranit des Karkonosze (Riesengebirge), im Westen durch die Lausitzer Granodiorite und auch durch tertiäre vulkanische Gesteine.

Der Glimmerschieferstreifen (1 in Abb. 2) verläuft bogenförmig durch den Gneisblock und wird im Osten und Westen durch den Riesengebirgsgranit abgeschnitten. Etwa 10 km nördlich und 8 km südlich liegen noch wesentlich kleinere, aber ähnliche Streifen, die auffallend parallel zum größeren Streifen angeordnet sind (2 und 3 in Abb. 2). Das Vorkommen der Zinn- und Kobalterze ist an quarzige Granatfelsen gebunden, die konkordant im Glimmerschiefer eingelagert sind.

Der kassiteritführende Glimmerschiefer bildet zwei, drei und manchmal sogar noch mehr übereinander liegende horizontale „Bänke“, die durch bis zu 50 m dicke, „taube“ Glimmerschieferschichten getrennt sind. Die kassiteritführenden Bänke haben Stärken von 20 cm bis zu 13 m. Sie verlaufen Ost – West und fallen mit ca. 45 – 55° nach Norden ein. Dieser auch als Leithorizont für die Vererzung angesehene, granatführende Streifen ist durch kleinere, vermutlich tertiäre Störungen um 20-100 m in Nord-Südrichtung versetzt (PUTZER 1940).

Zwei verschiedene Kassiterit-Ausbildungen wurden beobachtet. Am häufigsten kommen sehr eisenarme, farblose Körner mit Diamantglanz und einer Größe von 0,01 – 0,04 mm vor. Hierdurch wurden wir 2004 beim Auswaschen getäuscht, weil wir nach den „üblichen“, dunkelbraun bis fast schwarzen Kristallen – wie man sie von anderen Fundstellen kennt – gesucht hatten.
Die zweite Form ist ein rauchgrau bis bräunlicher polygonaler Kristall mit einer Größe von bis zu 1,5 mm.

Neben dem Kassiterit kommen im Glimmerschiefer auch sulfidische Erze wie Pyrrhothin, Chalkopyrit, Sphalerit, Arsenopyrit u.a. vor. Die Kassiteritmineralisation wird als prä-metamorph (JASKOLSKI 1962), die sulfidische als post-metamorph, höchst wahrscheinlich variszisch, angesehen.

Die Entstehung der Lagerstätte wurde und wird immer noch kontrovers diskutiert. Während BERG (1920, 1922), PETRASCHECK (1933), PUTZER (1940, 1942) und KOZLOWSKI (1978) als Ursprung des Kassiterits noch einen genetischen Zusammenhang mit dem umliegenden Granit annehmen, deuten andere Untersuchungen eher auf ursprüngliche Zinnseifen hin (JASKOLSKI 1960, 1962).

In den 1990er Jahren durchgeführte REE-Untersuchungen (MAYER 1996, 1997) in der Universität von Kraków (Krakau) scheinen inzwischen die Annahme einer Zinnseife mit zuerst metamorpher „Umwandlung“ und anschließender variszisch hydrothermaler Umkristallisation zu unterstützen.

Zur Geschichte des Bergbaus
Der Bergbau auf Eisen, Kupfer, Blei, Silber und Gold ist in Niederschlesien seit dem 13. Jahrhundert belegt. Bereits 1241 haben einige hundert Bergknappen von Goldberg, Löwenberg und Altenberg mit Heinrich II. und einem deutsch-polnischen Ritterheer gegen die in Schlesien eingefallenen Mongolen gekämpft. Der Bergbau von Schmiedeberg und Kupferberg wird ebenfalls schon im 13. Jahrhundert erwähnt.

Die ersten Nachrichten über den Bergbau in Giehren, Querbach und Krobsdorf stammen aber erst aus dem 16. Jahrhundert. Angeblich wurde das Zinnerzvorkommen bei Giehren 1517 durch die beiden Bergleute Hans Weise und Matthias Söhnel aus Joachimsthal in Böhmen beim Graben eines Brunnens entdeckt (STEHR 1933). Ihre Namen sollen später zur dankbaren Erinnerung in einem Stollen der „Altvatergrube“ eingehauen worden sein, wo sie 1843 noch zu lesen gewesen sein sollen. Einer anderen Quelle zufolge war es ein Bergmann namens Georg Mündel in der Mitte des 16. Jahrhundert (LEUSCHNER 1937).

Eine alte Urkunde von 1635 erwähnt einen schon seit 60 Jahren bestehenden Zinnbergbau „beym Dorff Giehren“ (PUTZER 1940). Weiter heißt es dann in dieser Urkunde, dass „..durch 75jährige Gnadt und Publication“ den Bergleuten eine Bergfreiheit bewilligt worden ist. Dies würde den Beginn des Bergbaus auf 1560 datieren. In der ältesten bekannten Urkunde von 1572 wird jedenfalls schon eine Befahrung Giehrener Gruben erwähnt (BERG 1920).
Nach einem Verzeichnis im Giehrener Bergbuch sind die Gruben „Hundsrücken“, „Bartholomäus“ und „Beschert Glück“ in der Zeit von 1575 – 1590 bereits auf alte Baue verliehen worden (STEHR 1957).
Das Dorf Giehren war ein wichtiges Bergbauzentrum. Um 1572 hatten alle Zinngruben zusammen eine Jahresproduktion von ca. 1400 Zentnern Zinn (PUTZER 1940). Bei einer Glockeneinholung der Gemeinde Giehren im Jahr 1578 waren 400 Bergknappen und Bergarbeiter mit im Zuge (GROß 1925).

So verwundert es dann auch nicht, dass hier im Jahre 1604 die Kirche zur Mariä Geburt eingeweiht wurde (Abb. 3). Im Innern dieser Kirche findet man auch heute noch die original Renaissance-Kassettendecke vom Anfang des 17. Jahrhunderts, einen frühbarocken Altar aus dem 14. Jahrhundert (Abb. 4), ein steinernes Taufbecken aus dem Jahr 1557 sowie eine Kanzel im Rokokostil des 18. Jahrhunderts. Das laut der alten Literatur (GROß 1925) in dieser Kirche vorhandene Bergbauwappen sowie die aus Giehrener Zinn gegossenen Altarleuchter konnten wir bei unserem Besuch 2007 nicht mehr auffinden. Die Kirche in Giehren war gleichzeitig auch für den Ort Querbach zuständig.

In der ersten Urkunde über die Zinngewinnung aus Giehrener Erzen von 1590-1591 werden bereits die Gruben „St. Bartholomäus“, „Hundsrücken“, „Reicher Trost“, „Beschert Glück“, „Drei Brüder“, „Haderzeche“, „St. Urban“ und „St. Thomas“ genannt. In sieben Monaten wurden hier von 23 namentlich genannten Gewerken „154¾ Zentner minus 6 Pfund“ (ca. 7983 kg) Zinn erschmolzen. Unter anderen tauchen hier auch die Namen Georg Mündel, Matthias Söhnel und Christoph Söhnel auf, wahrscheinlich Nachkommen der Entdecker der Lagerstätte (STEHR 1957).

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Abb. 3: Die Kirche zur Mariä Geburt in Gierczyn (2007).

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Abb. 4: Kassettendecke und Altar in der Kirche in Gierczyn (2007).

Um 1600 kam der Zinnbergbau fast ganz zum Erliegen. Erst im 18. Jahrhundert – vor allem als 1742 Schlesien zu Preußen kam – wurde der Bergbau sogar mit Staatsmitteln gefördert.

Von 1783 bis 1789 hatte der „Hundsrücken“ die letzte Betriebszeit. In der Zeit von 1736-1755 war das Zinnausbringen vom „Hundsrücken“ 38000 kg, also jährlich 1900 kg (STEHR 1957). Der Preußische Bergbauminister von Heinitz und der Berghauptmann Graf von Reden hatten ein besonderes Interesse am schlesischen Bergbau. Zur Wasserlösung des Grubenfeldes „Hundsrücken“ wurde 1783 der mit Staatsgeldern geförderte 1,2 km lange „Schlesische Glückstollen“ angeschlagen, aber nach dreimaligen tertiären Schwimmsandeinbrüchen wurde er bei 400 m aufgegeben und damit auch endgültig der „Hundsrücken“.

Erst 1934/35 wurde der „Hundsrücken“ auf der Suche nach radonhaltigem Wasser von der Bäderverwaltung Bad Flinsberg sowie 1938 in Verbindung mit staatlichen Geldern wieder gesümpft, untersucht und neu vermessen.
Eine der noch gut erhaltenen Holzpumpen mit einem Gestängestück aus der Zeit vor 1789 wurde dabei vom Brunnenbaumeister Meissner aus Bad Flinsberg geborgen und am 20.08.1941 an das Deutsche Bergbau-Museum in Bochum verkauft (Abb. 5).

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Abb. 5: Pumpensatz (Hubpumpe) einer Gestängewasserhaltung der Grube "Hundsrücken" im Deutschen Bergbaumuseum Bochum.

Ein ähnliches Schicksal hatte die Zinngrube „Reicher Trost“, die um 1680 bei 56 m Teufe nach einem Wassereinbruch aufgegeben wurde. Erst 1942 wurde diese Grube zur Untersuchung wieder gesümpft und befahren.

Kurzzeitig (1778) befand sich in Giehren sogar ein nachgeordnetes Bergamt (eine sogenannte Bergamtsdeputation) für den Bezirk Jauer, welches aber schon bald nach Kupferberg verlegt wurde.

Der Bergbau auf Kobalterz auf der Grube „St. Maria Anna“ in Querbach wurde 1769 von Graf Schaffgotsch gemutet und war mit einer kurzen Unterbrechung bis 1840 in Förderung. Im Jahr 1805 bestand die Belegschaft aus 85 Mann (PUTZER 1940). Das Bergwerk wurde mit staatlicher Hilfe planmäßig mit vier Pochwerken und dem 1772 errichteten Blaufarbenwerk im benachbarten Rabishau-Mühldorf angelegt. Die hier in einem aufwändigen, von STEHR (1957) dargestellten Prozess, in sieben verschiedenen Qualitäten hergestellte Smalte, war eine wertvolle blaue Kobaltfarbe für Glas, Porzellan und Steinzeug.

Mit zunehmender Teufe wurde der Kobaltgehalt der Erze immer geringer; auch der zunehmende Zinngehalt konnte die Schließung 1840 nicht verhindern. Nachdem das letzte Erz verarbeitet war, wurde 1844 auch das Blaufarbenwerk geschlossen. Insgesamt wurden hier in 72 Jahren Betriebszeit 76000 t Pocherz verarbeitet.

Wie in so vielen anderen Bergbaugebieten auch, währte der Bergbau auf den Gruben um Giehren und Querbach meistens nicht sehr lange. Wie zahlreichen Aktenberichten zu entnehmen ist, spielte die Wasserhaltung die entscheidende Rolle. Mittels riesiger Wasserräder und entsprechender Pumpwerke versuchte man eine Wasserhaltung durchzuführen. Immer wieder fehlte aber in den trockenen Monaten das benötigte Aufschlagwasser, während in der feuchten Jahreszeit soviel Wasser hinzufloss, dass die Wasserkünste sie nicht bewältigen konnten.

Die alte Literatur berichtet von Wasserrädern mit einem Durchmesser von bis zu 30 Ellen, was aber wohl angezweifelt werden muss. Denn, wenn man die preußische Elle mit 66,68 cm einsetzt, ergäbe dies Durchmesser von bis zu 20 m! Sogar im Oberharz, der zu der damaligen Zeit in der Wasserhaltung sicherlich führend war, wurden nur Wasserräder mit einem Durchmesser von bis zu 10 m verwendet. In der St. Andreasberger Grube Samson gibt es als Besonderheit ein Wasserrad mit einem Durchmesser von 12 m.

Die Wasserhaltungsschwierigkeiten sind dann auch ein Grund, weshalb eine Grube nach der anderen stillgelegt wurde, obwohl in vielen Gruben noch edle Anbrüche vorhanden waren.

Hochinteressant ist die Dissertation von STEHR, die ursprünglich schon 1944 in der „TH Breslau“ eingereicht wurde, aber durch die Kriegswirren nicht mehr vor Ort abgeschlossen werden konnte. Erst 1957 wurde sie mit fast unverändertem Inhalt in Aachen angenommen. STEHR (1957) hat die Abbauwürdigkeit der Lagerstätte ausführlich untersucht und dokumentiert und kam dabei zum Ergebnis, dass ein erneuter (Zinn-) Abbau durchaus lohnend sein könnte.

Diese Frage hat sicherlich auch polnische Geologen und Mineralogen dazu bewegt, in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts intensive Untersuchungen in diesem Bergbaugebiet durchzuführen (SZALAMACHOWA 1990). Mit einer großen Anzahl Bohrungen wurde die Glimmerschieferschicht über eine Längenausdehnung von 21 km und bis zu einer Tiefe von 860 m beprobt. Hierdurch wurden erstmals die Ausdehnung  und die Zusammensetzung der Lagerstätte auch in der Tiefe systematisch untersucht.

Das gesamte Gebiet ist nach 1945 auch systematisch auf mögliche Uranvorkommen untersucht worden. Ein Hinweis waren sicher die radioaktiven Quellen bei Świeradów Zdrój (Bad Flinsberg) und das bekannte Uranvorkommen bei Kowary (Schmiedeberg).

Auch der Einfluss radioaktiver Strahlung auf das Pflanzenwachstum wurde untersucht. Sarosiek und Leonowicz / Babiokowa, in W. ERNST, Schwermetallvegetation der Erde, 1974, berichten über das Verhalten des Gemeinen Beinwells (Symphytum officinale) auf einem uranreichen Boden bei Pobiedna (Wigandsthal).

Schwermetallverträgliche Pflanzen wie z.B. das Taubenkropfleimkraut (Silene cucubalus), verschiedene Nelkengewächse, der Augentrost (Euphrasia stricta) sowie die Rundblättrige Glockenblume (Campanula vulgaris) haben wir auch relativ häufig auf dem vererzten Glimmerschieferstreifen aufgefunden. Die beiden schwermetallverträglichen Gräser Schafschwingel (Festuca ovina) und Straußgras (Agrostis tenuis) sind ebenfalls massenhaft und großflächig verbreitet (Abb. 6).

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Abb. 6: Wiese mit den schwermetallverträglichen Gräsern Schafschwingel und Straußgras südlich von Gierczyn (2007).

Die Verwendung des Zinn und Kobalts
Zinn

Das silberweiß glänzende und sehr weiche Schwermetall Zinn lässt sich mit dem Fingernagel ritzen. Auffallend sind der niedrige Schmelz- sowie der relativ hohe Siedepunkt. Durch eine Oxidschicht, mit der es sich überzieht, ist es recht beständig.
Zu den Zeiten des hier beschriebenen Bergbaus wurde Zinn u.a. auch zur Herstellung von Gebrauchsgegenständen verwendet. Grosse Altarleuchter aus örtlichem Zinn sollen in der Kirche in Giehren gewesen sein. Zinn aus der „Görlitzer Zeche“ soll für Kerzenleuchter in der Görlitzer Peterskirche verwendet worden sein. Im übrigen wurde Zinn in größeren Mengen zur Bronzeherstellung und im Orgelbau verwendet.

Kobalt
In einem aufwändigen Prozeß wurde im Blaufarbenwerk in Rabishau-Mühldorf Kobaltblau hergestellt. Dieses Farbpigment wurde zum damaligen Zeitpunkt insbesondere zum Einfärben von Glas (Kobaltglas) und in der Porzellanverarbeitung verwendet. Herrliche Beispiele von der Verwendung des Kobaltblau in der heimischen Glasindustrie sind im Riesengebirgsmuseum in Jelenia Góra zu bewundern (Abb. 7).

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Abb. 7: Mit Kobaltblau verzierte Gläser aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts.

Die Gruben
Tabelle 1 enthält von West nach Ost alle Gruben, deren Lage in der uns verfügbaren Literatur ersichtlich war (hauptsächlich STEHR 1957). Soweit bekannt, sind auch die Betriebszeit und Roherzförderung mit angegeben. Die genaue Lage der Gruben 2 bis 21 ist in Abbildung 8 ersichtlich.

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Tabelle 1: Alle Gruben von West nach Ost, deren Lage aus der uns verfügbaren älteren Literatur ersichtlich war.

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Abb. 8: Lage der alten Gruben im Gebiet Giehren - Querbach.

Die Gruben 1 und 22 befinden sich außerhalb des dargestellten Gebietes: Grube 1 ca. 6 km westlich des Leopoldstollens (Abb. 9) und Grube 22 ca. 8 km südöstlich der Grube St. Maria Anna.

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Abb. 9: Der Leopoldstollen bei Krobicka (2004).

Weitere namentlich bekannte Gruben, deren Lage unsicher oder unbekannt ist, sind die bereits in der Urkunde von 1590 genannten Gruben „Haderzeche“, „St. Urban“ und „St. Thomas“.
„Granatenloch“, „Brandkluft“, „Alte Meitze“ und „Unbekannt Glück“ werden noch bei PUTZER (1940) genannt. „Himmlisch Heer“, „Altväter“, „Urahne“ und „Judenfeind“ sind in der Karte von Schiefer aus dem Jahr 1776 eingetragen.
Eine Wiederaufnahme des Kobaltbergbaus hat bereits STEHR (1957) als unwirtschaftlich angesehen, aber den Zinnbergbau durchaus für möglich gehalten. Nach den alten Urkunden wurden insgesamt nur 230-250 t Zinn erzeugt, wobei die Gruben „Hundsrücken“ mit 160-175 t und „Reicher Trost“ mit ca. 63 t den größten Anteil hatten.
Der von STEHR (1957) geschätzte Metallinhalt an Zinn bis ca. 200 m Teufe beträgt 400-600 t. Eine wirtschaftliche Förderung dieser relativ geringen Menge ist heute bei den hohen Investitions- und Förderkosten sicher nicht möglich.

Probennahme
Im ganzen ehemaligen Bergbaugebiet sind noch viele Halden vorhanden. Besonders zwischen Gierczyn und Przecznica, aber auch westlich von Gierczyn lassen sich mühelos Proben entnehmen.

Alle gesammelten Proben hatten eine starke braune Überkrustung; sie wurden auf der Halde nach Gewicht ausgesucht und etwas angeschlagen. Im Anbruch sind im Granatglimmerschiefer außer Granat nur wenige Minerale erkennbar. Weil eine Identifikation nicht möglich war, haben wir uns für Anschliffe entschieden. Das Erz ist dicht und derb ausgebildet und in die Schieferung und Struktur des Granatglimmerschiefers eingeregelt.

Hohlräume sind nur sehr selten vorhanden. Deshalb gibt es nur äußerst selten frei auskristallisierte Mineralien. Nur einmal wurden freigewachsene Pyritkristalle von 0,2 mm gefunden.

Die Haldenfunde der beiden Gruben „Reicher Trost“ und „Hundsrücken“ bestanden nur aus Quarzknauern und Glimmerschiefer. Auch bei stärkerer Vergrößerung waren Granat, Sulfide, oder Kassiterit nicht erkennbar. Nach der Aufbereitung der Proben vom „Hundsrücken“ wurden Granat, Biotit und der linsenförmige Ilmenit festgestellt sowie als Besonderheit zwei kleine Goldflitter. Die Probe vom „Reicher Trost“ enthielt auch den linsenförmigen Ilmenit, aber wesentlich weniger Granat.

Alle Sulfid- und Kassiteritnachweise waren negativ.

Außer den Proben aus dem Haldenmaterial der Gruben „St. Maria Anna“, „Hundsrücken“ und „Reicher Trost“ wurden noch Schwerminerale aus den Sedimenten mehrerer Bäche überprüft, die vom südlich gelegenen Grzbiet Kamienicki durch den vererzten Glimmerschieferstreifen in nördlicher Richtung fließen. Von West nach Ost sind das der Krobickie Potok (Hellbach), Dzieza (Kesselfloß), Czarnocka (Giehrener Bach) und der Przecznickie Potok (Querbach).

Das Einzugsgebiet der Bäche liegt südlich des Glimmerschieferstreifens im Gneis, die Entnahmestellen der Proben liegen alle nördlich vom vererzten Bereich.

Zum Vergleich des Mineralinhaltes verschiedener Bäche haben wir auch auf der Südseite des Grzbiet Kamienicki vom Kwisa (Queis), vom Jastrzabek (Habichtsfloß) und vom Mała Kamienna (Kleiner Zacken) Sedimentproben entnommen. Diese Gewässer fliessen nicht durch den grossen vererzten Glimmerschieferstreifen. Allerdings hat der Mała Kamienna den Glimmerschieferstreifen bei Szklarska Poręba (Schreiberhau) mit in seinem Einzugsgebiet.

Die Probenahme erfolgte mit einer Goldwaschrinne (Abb. 10). Etwa eine Stunde wurde mit einer Schaufel das möglichst tief vom Bachgrund stammende Sediment über ein Sieb mit 8 mm Maschenweite der Rinne zugeführt. Das in der Rinne abgesetzte Material wurde dann später mit einer Waschschüssel weiter konzentriert, so dass je Probestelle noch ca. 10 – 20 g vorhanden waren. Bei 20- bis 40facher Vergrößerung wurden dann die verschiedenen Mineralien unter dem Binokular ausgelesen, beziehungsweise geprüft.

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Abb. 10: Probennahme im Jastrzabek bei Świeradów Zdrój.

Beschreibung der Schwermineralentnahmestellen
Krobickie Potok in Krobica:
Die Proben wurden ca. 100 m nördlich, unterhalb vom Leopoldstollen entnommen. Den größten Anteil an den Schwermineralen haben Granat, Ilmenit und Magnetit, wobei ca. 10% der magnetischen Minerale eine oktaedrische Kristallform erkennen lassen. Der Rest besteht aus Bruchstücken und unregelmäßigen Körnern.

Ilmenit ist ebenso häufig wie Magnetit, kommt einmal in linsenförmigen, abgerundeten Kristallen bis ca. 0,3 mm und einmal in größeren, plattigen Aggregaten vor.
Biotit ist ebenfalls häufig.
Kassiterit ist in der besonderen Ausbildung vorhanden, aber mengenmäßig nur ein Bruchteil im Vergleich zum Dzieza und dem Czarnocka. Die größeren rauchgrauen, leicht bräunlichen Kassiteritkörner wurden hier nicht festgestellt. Die kleinen Gahnitkörner waren relativ selten.
Turmalin konnte über zehnmal isoliert werden, ebenfalls ein kleines Goldkörnchen von ca. 0,2 mm Durchmesser.

Dzieza bei Gierczyn:
Der Dzieza fließt direkt an der Grube „Hundsrücken“ vorbei. Die Probenahme erfolgte 2004 ca. 150 m unterhalb (nördlich) der alten „Zittau – Hirschberger Handelsstraße“ und 2007 ca. 150 m oberhalb (südlich) der Straße nach dem Durchfluss der vererzten Glimmerschiefer.
Ähnlich wie beim Krobickie Potok besteht das Konzentrat aus Granat, Ilmenit und magnetischen Mineralien, wobei bei den magnetischen Mineralien ein Anteil an magnetischen Schlacken vorliegt. Die große Ausnahme ist aber der Kassiterit, der eine wesentliche Komponente bildet und in klaren, nur wenige hundertstel Millimeter kleinen Kristallen vorliegt.

In der Waschpfanne wird der Schwermineralschlich normalerweise durch weiteres Konzentrieren durch Magnetit, Hämatit und andere Minerale immer dunkler. Der hier entstandene helle, fast weiße Saum aus feinsten, plattigen Kristallen und Körnern war uns nicht erklärbar (Abb. 11, 12). Erst durch umfangreiche Literaturrecherche wurde die höchst ungewöhnliche Kassiteritausbildung erkannt.

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Abb. 11: Schwermineralschlich vom Czarnocka. Deutlich ist der weiße Kassiteritsaum am Rande des Sediments sichtbar (Bb. 72 mm).

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Abb. 12: Ausbildung der feinen farblosen Kassiteritkristalle (Bb. 2,7 mm)

Zu unserer großen Überraschung konnten aber über 150, bis zu 1,5 mm große, rauchgraue bis bräunliche Kassiteritkörner ausgesucht werden. Die Körner lassen keine Kristallform erkennen. Die Oberfläche ist rau und sieht aus wie angelöst oder angeschmolzen. Gahnit wurde auch mehrfach festgestellt. Ein kleines Goldkörnchen konnte ebenfalls im Dzieza isoliert werden. Das Gold muss aber nicht aus der Vererzung stammen, obwohl Kassiteritseifen oft auch etwas Gold enthalten.

Czarnocka in Gierczyn:
Der Czarnocka fließt direkt durch den Ort Gierczyn und enthält im Sediment viele kleine Metallteile und andere nichtnatürliche Partikel. Die Probenahme erfolgte ca. 400 m (nördlich) der ehemaligen Aufbereitung und der „Zittau – Hirschberger Handelsstraße“. Auf Grund der damals hohen Aufbereitungsverluste bestand das Schwermineralkonzentrat überwiegend aus dem klaren Kassiterit sowie einem erheblichen Anteil vom rauchgrauen bis bräunlichen Kassiterit, der hier auch über 1 mm groß wird und in der Häufigkeit mit dem Dzieza vergleichbar ist.

Außer Granat und Ilmenit, die ebenfalls einen größeren Anteil im Konzentrat haben, waren gut ausgebildete Magnetitoktaeder und Gahnitkörner nicht selten. Ein hervorragend ausgebildeter Gahnitkristall wurde auch aufgefunden.

Przecznickie Potok in Przecznica:
Der Przecznickie Potok fließt ebenfalls durch den Ort und hat auch viele technische Partikel im Sediment. Die Probe wurde ca. 200 m unterhalb (nördlich) der Handelsstraße entnommen.

Die Anteile an Granat, Ilmenit und magnetischen Mineralen sind etwa gleich. Der klare Kassiterit ist in geringen Mengen vorhanden. Ebenso selten sind die rauchgrauen bis bräunlichen bis 0,4 mm großen Kassiteritkörner. Gahnit wurde in geringen Mengen festgestellt. Die magnetische Komponente enthält viel magnetische Schlacke, unregelmäßige Körner und selten Magnetitoktaeder.
Turmalin ist nur einmal vorhanden, aber als Besonderheit auch eine Quecksilberkugel von 0,3 mm Durchmesser.

Kwisa bei Świeradów Zdrój:
Der Kwisa ist der größte Nebenfluß vom Bóbr (Bober), der im Góry Izerskie südöstlich von Świeradów Zdrój sein Quellgebiet hat und hier in westlicher Richtung fließt. Die Probenahme erfolgte ca. 4 km östlich von Świeradów Zdrój. Das Einzugsgebiet ist im Norden der Gneis vom Grzbiet Kamienicki und im Süden der Gneis und Granit vom Wysokie Grzbiet (Hoher Iserkamm).
Auch hier hat der Ilmenit einen wesentlichen Anteil am Schwermineralkonzentrat, Turmalin und Pyrit sind auch vorhanden sowie sehr wenig Kassiterit in beiden Ausbildungen.

Jastrzabek bei Świeradów Zdrój:
Der Jastrzabek ist ein nördlicher Zufluß vom Grzbiet Kamienicki zum Kwisa, der sein Einzugsgebiet ausschließlich im Gneis hat. Die Probenahme erfolgte in der Nähe des Niedźwiedzia Skała (Bärenstein / Bärenfels).

Ilmenit ist auch hier ein häufiges Mineral, auch Turmalin und Granat sind nicht selten. Zu unserer Überraschung war auch der größere rauchgraue bräunliche Kassiterit im Schwermineralschlich vorhanden. Weiterhin Zirkon in zwei verschiedenen Ausbildungen und einmal Apatit.

Mała Kamienna bei Szklarska Poręba:
Der Mała Kamienna fließt ebenfalls auf der Nordseite vom Grzbiet Kamienicki in östlicher Richtung und hat sein Einzugsgebiet im Gneis, Granit und im Glimmerschieferstreifen bei Szklarska Poręba. Die Probenahme fand 3,4 km nördlich der Ortsmitte von Szklarska Poręba statt (Nähe Eisenbahnbrücke).

Hier sind die magnetischen Mineralien, darunter auch gut ausgebildete Magnetitoktaeder, häufiger als Ilmenit. Die interessantesten Minerale sind hier aber der fünfundsiebzigmal gezählte rauchgraue bräunliche Kassiterit sowie acht Gahnitkörner. Auch Zirkon bis 1,5 mm ist relativ häufig, Pyrrhotin ist mehrfach vorhanden und je einmal Anatas und Titanit.

Besonders interessant ist auch der Mineralbestand des südlichen Glimmerschieferstreifens bei Szklarska Poręba. TRAUBE (1888) listet für die Grube „Friedrich Wilhelm“, die am Czarna Góra (Schwarzenberg) bei Szklarska Poręba in diesem Glimmerschieferstreifen liegt, folgende Minerale auf: Pyrrhotin, Arsenopyrit, Chalkopyrit, Sphalerit, Galenit, Pyrit, Markasit, Magnetit und Granat.

Durch den Bau des Eisenbahntunnels am Moltkefels bei Szklarska Poręba wurde der Glimmerschieferstreifen ebenfalls aufgeschlossen. In einem Biotit-Hornfels wurden Granat, tiefgrüne Spinellkörnchen (vermutlich Gahnit), Pyrrhotin und Magnetit festgestellt (BERG 1922).

Mit den von den Autoren im Mała Kamienna ausgewaschenen Kassiterit ist der Mineralinhalt dann weitgehend mit dem Gierczyn – Przecznica Glimmerschieferstreifen übereinstimmend.

LEUSCHNER (1937) hat in seiner Zusammenstellung über den Bergbau in Schlesien die Grube „Hilfe Gottes“, später „Juliane“ am Schwarzenberg bei Schreiberhau mit dem Zusatz „Kobalt, Wismut“ versehen, ebenfalls Metalle des Gierczyn-Przecznica-Glimmerschieferstreifens.

Die Mineralien
Zur eigenen Beobachtung dienten über 80 Anschliffe an Handstücken der Größe 40x30 mm bis 120x80 mm aus dem Haldenmaterial der überwiegend Kobalterze fördernden Grube „St. Maria Anna“ bei Przecznica.

Mineralien aus dem Sediment der Bäche Krobickie Potok, Dzieza, Czarnocka, Przecznickie Potok sowie Mała Kamienna, Kwisa und Jastrzabek werden bei den Beschreibungen ebenfalls berücksichtigt.

In der uns zur Verfügung stehenden Literatur wurden die in der Tabelle 2 angelisteten Mineralien erwähnt.

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Tabelle 2: Die in der uns zur Verfügung stehenden Literatur erwähnten Mineralien. * = Mineralien, die in unserem Probematerial nachgewiesen werden konnten. # = Mineralien, die in dem südlichen Glimmerschieferstreifen bei Szklarska Poręba nachgewiesen wurden.

Elemente

Gold
Aus dem Haldenmaterial vom „Hundsrücken“ wurden in einer aufbereiteten Probe ein Goldflitter von 0,3 mm und ein Flitter von 0,1 mm gefunden. In dem Sediment vom Dzieza – der direkt an der Grube vorbeifliesst – wurden auch zwei 0,2 mm große Körner gefunden, ebenfalls im Sediment des Krobickie Potok ein 0,2 mm großes Körnchen.

Sulfide

Sphalerit, Zinkblende
ist nach Pyrrhotin das häufigste Sulfid und als feinkörnige, dunkle, sicher eisenreiche Blende mit Quarz in Bändern oder Nestern eingelagert.
Häufige Begleiter sind Pyrrhotin, Chalkopyrit, Galenit und Gahnit. Kleine Gänge, die quer die Sphaleritbänder durchschlagen, sind vollkommen mit einem leicht gelblichen Quarz mit kleinen Chalkopyrit-Einsprenglingen ausgefüllt.

Chalkopyrit, Kupferkies
kommt in unregelmäßigen Körnern und Einsprenglingen oft mit Sphalerit und Pyrrhotin vor.

Galenit, Bleiglanz
ist in besonders gestreckter Form in millimetergroßen Einschlüssen neben Sphalerit und Chalkopyrit eingeregelt. Im Anschliff ist der Galenit - infolge der geringeren Härte - etwas auspoliert, liegt geringfügig tiefer und ist deshalb - auch durch den Glanz - gut zu erkennen.
Im Schlich einer aufbereiteten Glimmerschieferprobe wurde auch Galenit festgestellt, der im Handstück nicht erkennbar war.

Pyrrhotin, Magnetkies
ist das häufigste Sulfid und kommt mit Sphalerit, Chalkopyrit, Galenit und Arsenopyrit zusammen vor. Sehr oft bildet er auch regelrechte Umrahmungen der Granatkristalle aus und füllt die Zwickel zwischen den Kristallen (Abb. 13, 14). Pyrrhotin dringt auch in Risse und Spalten von Granat, Quarz und Gahnit ein. Im Pyrrhotin sind auch häufig Arsenopyritkristalle eingeschlossen. Im Sediment vom Mała Kamienna wurden einige Pyrrhotinbruchstücke festgestellt.

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Abb. 13: Pyrrhotin füllt die Zwickel zwischen Granatkristallen (Bb. 130 mm).

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Abb. 14: Von unten nach oben sieht man eine Reihe Gahnitkristalle (grün), dann eine Lage Biotit (braun) und schließlich silbergrau glänzend Pyrrhotin (Bb. 12 mm).

Pyrit, Schwefelkies
wurde nur einmal in 0,2 mm großen Kristallen im Granatglimmerschiefer aufgefunden. Andere Sulfide wurden dabei nicht festgestellt. Im Sediment vom Kwisa wurden auch bis zu 1 mm große Pyritkristalle gefunden.

Arsenopyrit, Arsenkies – Glaukodot
werden zweckmäßig zusammen behandelt. Er ist der Kobaltträger und schließt häufig das Kobaltmineral Safflorit ein (Abb. 15, 16).
Für die Grube „St. Maria Anna“ und das angeschlossene Blaufarbenwerk war es das wirtschaftlich wichtigste Mineral.
Häufig tritt der Arsenopyrit zusammen mit Pyrrhotin auf und ist teilweise als Einschluss im Pyrrhotin anzusehen.
Die typischen Kristallumrisse sind im Anschliff gut zu erkennen, allerdings sind die Kristalle - wie bei anderem spröden Material - stark zerbrochen und mit Rissen übersät. Arsenopyrit kommt als reines Eisenarsenid in den Gruben „Reicher Trost“ und „Leopold-Stollen“ vor, alle Übergänge vom kobalthaltigen Arsenopyrit bis zum Glaukodot auf der Grube „St. Maria Anna“.

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Abb. 15: Arsenopyritkristalle von der Halde der Grube "St. Maria Anna" (Bb. 4 mm).

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Abb. 16: Arsenopyrit - Glaukodot mit Safflorit-Einschlüssen im Anschliff (Bb 6 mm).

Safflorit
ist ein weiteres Kobaltmineral mit höherem Kobaltgehalt und wurde häufig als Einschluss im Arsenopyrit-Glaukodot beobachtet (freundliche Mitteilung der Ruhr-Universität Bochum, Abb. 17). Im Anschliff ist der Safflorit auf Grund der höheren Reflexion vom Arsenopyrit gut zu unterscheiden. Die Größe der Saffloriteinschlüsse liegt bei 0,05 bis 0,2 mm. Diese kleinen Saffloriteinschlüsse waren auch die Ursache für die kleinen intensiv-blauen Punkte in der Boraxperle. Erst nach entsprechender Aufbereitung des Probematerials wurde die Boraxperle insgesamt tiefblau gefärbt.

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Abb. 17: Arsenopyrit - Glaukodot und Safflorit-Einschluss. (Foto Ruhruniversität Bochum).

Der Anteil kobalthaltiger Mineralien hat zur Teufe hin immer mehr abgenommen, was wahrscheinlich mit ein Grund zur Stilllegung der Grube war: „ ... die blaufärbende Kraft hat zur Teufe hin trotz einem guten Schlich immer mehr abgenommen ...“

Oxide

Gahnit, Zinkspinell
Dieses relativ seltene Mineral ist in mehreren Anschliffen in bis zu 4 mm großen Kristallen vorhanden (Abb. 18), ebenso in bis zu 0,3 mm großen grünblauen Körnern im Sediment von fünf der sieben überprüften Bäche. Im Czarnocka wurde sogar ein fast unbeschädigtes ausgezeichnetes Aggregat von 2 miteinander verwachsenen Kristallen gefunden (Abb. 19).

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Abb. 18: Herrlich grüner Gahnitkristall (Foto: Ruhruniversität Bochum).

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Abb. 19: Zwei miteinander verwachsene, hervorragend ausgebildete Gahnitkristalle (0,7 mm groß).

TRAUBE beschreibt bereits 1888 den Gahnit als „Automolit“ in bis zu 10 mm großen Kristallen als „ ... in Linien gereihten Oktaedern ...“ (TRAUBE 1888). Fast 80 Jahre später beschäftigte sich HARANCZYK intensiv mit dem Gahnit aus dem Glimmerschieferstreifen (HARANCZYK 1961) .

Auch im Anschliff ist eine reihenartige Anordnung oft in der Nähe eines Sphaleritbandes zu erkennen. Der Gahnit ist ebenso wie die anderen spröden Mineralien mit einem Netz von feinen Rissen durchsetzt, in die Arsenopyrit teilweise eingedrungen ist. Ilmenit ist als echter Einschluss in Gahnit festzustellen (Abb. 20). Einige Gahnitkristalle enthalten hellbraune Einlagerungen (Sphalerit ?).

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Abb. 20: Gahnit mit feinen Rissen und eingelagertem Ilmenitkristall (Bb. 5 mm).

Auf Grund der Farbe, der Härte und der oft im Anschliff erscheinenden quadratischen Form ist der Gahnit gut zu erkennen.
COOK und DUDEK (1994) beschreiben den Gahnit als Mischkristall mit 74,5% Gahnit, 23,4% Hercynit und 2,1% Spinell.

Im Schlich einer aufbereiteten Glimmerschieferprobe von ca. 20x15x20 mm war als wesentlicher Anteil Granat und Ilmenit vorhanden. Neben dem grünblauen Gahnit befanden sich auch fast schwarze Körner und Bruchstücke mit einer Härte von > 7,5. Vielleicht überwiegt hier die Hercynit-Komponente und diese dunklen Körner könnten als Hercynit bezeichnet werden.

Interessant ist, dass STEHR (1957) in der umfangreichen Arbeit nur einmal in der Aufzählung der von anderen Bearbeitern aufgelisteten Mineralien den Gahnit erwähnt, aber selbst nicht beschreibt. In einem Kassiteritkonzentrat hat er unter dem Binokular in beachtlicher Zahl hellblauen Saphir erkannt. Ohne weitere Untersuchung ist mit dem in dünnen Splittern auch blau erscheinenden Gahnit eine Verwechslung leicht möglich.

Magnetit
TRAUBE (1888) erwähnt nur kurz Magnetit von der Grube „St. Maria Anna“, die späteren Bearbeiter aber nicht mehr. In dem Material einer aufbereiteten Probe der Grube „St. Maria Anna“ war Magnetit auch mit einem Magnet nicht festzustellen, weil der in der Probe ebenfalls massenhaft vorkommende Pyrrhotin eine Trennung nicht ermöglichte.

Alle Proben aus den sieben Bächen waren aber positiv. Schöne Oktaeder bis 1 mm stammen aus dem Krobickie Potok, dem Dzieza und dem Mała Kamienna. Im Czarnocka und im Przecznickie Potok sind überwiegend nur Bruchstücke, Schlackenreste und Hammerschlag (Eisenabbrand durch Verarbeitung) vorhanden.

Ilmenit
ist nach Quarz das häufigste Oxid.
Ilmenit kommt in zwei unterschiedlichen Ausbildungen vor: einmal in plattigen, mehrere Millimeter großen Aggregaten, die in allen Proben aus den Bächen vorkommen. Eine weitere Ausbildung sind 0,1 – 0,3 mm große, flache abgerundete linsenförmige Kristalle, die ebenfalls im Sediment der Bäche vorkommen, aber auch überall im Glimmerschiefer verbreitet sind. Diese kleinen Ilmenittäfelchen kommen massenhaft als echte Einschlüsse im Granat, im Chlorit und auch, aber nicht sehr häufig, im Gahnit vor. In einem ca. 2 mm großen Granat, der durch den Anschliff halbiert ist, wurden über 50 Ilmenitkristalle gezählt (Abb. 21).

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Abb. 21: Granatkristall mit einer großen Anzahl eingeschlossener Ilmenitkristalle (Bb. 3,3 mm).

Ilmenit ist im gesamten Isergebirgsgneis häufig, bekannt als „Iserin“ von der Iserwiese und wurde im 18. und 19. Jahrhundert auch zu Trauerschmuck verarbeitet.

Quarz
hat einen wesentlichen Anteil am Granatglimmerschiefer. Im Verlauf der Vererzung bildet er im Gelände einen Rücken mit vielen markanten Felsklippen.

Quarz ist einmal als sogenannter Blauquarz mit Kassiterit vererzt und im Glimmerschiefer konkordant eingelagert. Eine weitere Ausbildung ist der Knauerquarz, der ebenfalls vererzt ist. In beiden Ausbildungen ist der Kassiterit mit bloßem Auge nicht sichtbar.

Der Quarz ist ebenso wie die anderen spröden Mineralien sehr stark zerbrochen und besitzt eine sogenannte Pflastersteinstruktur.

Dünne Quarzadern, die quer der Schieferung und damit auch Bänder des Sphalerit durchschlagen, gehören sicher zu den jüngeren Bildungen und enthalten oft kleine Butzen von Chalkopyrit.

Rutil
wurde in einer Granatglimmerschieferprobe festgestellt (freundliche Mitteilung der Ruhr-Universität Bochum).

Kassiterit, Zinnstein
war in den Gruben „Hundsrücken“, „Reicher Trost“ und mehreren kleinen Gruben das wichtigste Fördererz. Der Kassiterit kommt in zwei deutlich verschiedenen Ausbildungen vor:

a) Einmal als klare, im Handstück nicht sichtbare Kristalle und Körner, die überwiegend zwischen 0,05 und 0,15 mm groß sind (Abb. 12). Diese Ausbildung war sicher der Hauptanteil des verhüttbaren Konzentrates. Dieses feine Kassiteritkorn bereitete bei der Erzaufbereitung große Probleme und Verluste bis über 50%. STEHR (1957) hat sogar Kassiterit bis 0,001 mm festgestellt und als Zinnsteinstaub bezeichnet.

Bei einem Aufbereitungsversuch hat Stehr das Haufwerk bis auf eine Korngröße von 0,3 mm gepocht. Die beste Trennung vom Tauben gelang auf einem Waschherd mit einem sorgfältig eingerichteten definierten Gefälle. Der Aufbereitungsversuch wurde im Oktober 1944 im Labor der „TH Breslau“ durchgeführt. Die 100 kg Probe stammte von der 80 m Sohle Querschlag 2 gegen Norden der Grube „Reicher Trost“. Die Probe ergab 1,26% Zinn im Haufwerk. Stehr berichtet „ ... der weiße Kassiteritstreifen ist von den dunklen Farben der Gangart und den Sulfiden ausgezeichnet zu trennen ...“ (STEHR 1957).

In einer Wirtschaftlichkeitsbeschreibung von 1784 wird berichtet „ ... sie bedienten sich eines sicher Trogs und machten einen naßen Prozeß und erhielten weißen Schlich ... probierten diesen Schlich und erhielten einen guten Zinn  ...“ (STEHR 1957).

Schaffgotsch erließ 1738 eine neue Bergordnung, worin es unter anderem heißt, dass der Zinnstein wöchentlich gewaschen wird und „ ... soll der Pochsteiger die allersorgfältigste Aufsicht haben damit die Zwitter zu meinem Schaden weder zu klar, noch zu grob gepochet werden“ (PUTZER 1940).

b) Eine weitere Ausbildung vom Kassiterit sind rauchgraue bis leicht bräunliche Körner ohne erkennbare Kristallform von 0,2 bis 1,5 mm (Abb. 22).

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Abb. 22: Die größeren rauchgrauen bis leicht bräunlichen Kassiteritkörner (Bb. 5 mm).

Diese größeren Kassiteritkörner wurden im Sediment vom Dzieza, im Czarnocka, im Przecznickie Potok, im Mała Kamienna, im Kwisa und im Jastrzabek festgestellt. Diese Körner haben eine raue, vielleicht angelöste Oberfläche. Bei einem Teil der Körner besteht auch die Vermutung eines späteren neuen Wachstums.
Im Probematerial der Grube „St. Maria Anna“ haben wir keinen Kassiterit feststellen können, auch nicht in der aufbereiteten Probe.

Im Kwisa konnte etwas Kassiterit in der kleinen klaren Ausbildung festgestellt werden. Der größere, rauchgraue bräunliche Kassiterit wurde hier nicht beobachtet.

Die größeren rauchgrau-bräunlichen Kassiteritkörner haben keine Ähnlichkeit mit den modellartigen, scharfkantigen Kristallen, die wir im Jelnia (Berbisdorfer Bach) bei Jelenia Góra (Hirschberg) im Bereich des nicht metamorphen Riesengebirgsgranit gewaschen haben.

Die Aussage von STEHR (1957), „...daß Zinnstein im Gneisgranit selbst nicht gefunden werden kann...“, ist nach unserem Ergebnis nicht zutreffend.

Anatas
Im Sediment des Mała Kamienna wurde ein blauer Kristall von 0,4 mm Größe gefunden.

Carbonate
wurden nicht beobachtet. Die von VON FESTENBERG-PACKISCH (1881) und BEYSCHLAG et. al. (1914) erwähnten Calcitadern wurden von PUTZER (1940) und STEHR (1933) nicht festgestellt.
Diese anscheinend carbonatfreie Lagerstätte ist schon bemerkenswert.

Sulfate
wurden ebenfalls nicht festgestellt.

Phosphate

Monazit
wurde in einer Granatglimmerschieferprobe festgestellt (freundliche Mitteilung der Ruhr-Universität Bochum).

Silikate

Almandin
ist das wohl auffälligste Mineral im Granatglimmerschiefer. Dieser Granat ist ein Mischkristall mit ca. 85% Almandin – der Rest sind weitere Anteile von Grossular, Spessartin und einem geringen Pyropanteil (COOK, DUDEK 1994).

Farblich ist er braunrot-rot und im Anschliff hochglänzend. Allerdings ist der spröde Granat durch ein sehr enges Netz von Rissen durchsetzt. Deshalb ist nur an wenigen Kristallen eine Beurteilung der Einschlüsse möglich. Die Risse sind oft nur wenige hundertstel Millimeter von- einander entfernt und verlaufen in mehreren Richtungen, teils senkrecht zueinander, teils diagonal (Abb. 23). Grössere rissfreie Flächen von 4 – 10 mm² sind seltener, gestatten dann aber einen guten Einblick auf die eingeschlossenen Mineralien (Abb. 24).

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Abb. 23: Granat mit einem engen Netz von Rissen durchsetzt (Bb. 9 mm).

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Abb. 24: Granatkristalle mit frei einsehbaren Flächen und Einschlüssen (Bb. 15 mm).

Die Almandinkristalle haben einen Durchmesser von ca. 2 – 10 mm, der größte Anteil liegt aber zwischen 4 und 6 mm. Die Kristalle sind zum Teil so dicht gepackt, dass die Fläche im Anschliff bis zu 50% aus Granat besteht. In die feinen Risse ist Quarz, Pyrrhotin, Arsenopyrit und Galenit eingedrungen. Ein echter Einschluss, der sich mit dem Granat gebildet hat, ist der Ilmenit, der in flachen, rundlichen 0,1 – 0,2 mm großen Kristallen in der Granatsubstanz schwimmt. Gahnit im Almandin haben wir ebenfalls einmal beobachtet. Kassiterit und Glanzkobalt werden von STEHR (1957) ebenfalls als Einschluss benannt, von uns aber nicht beobachtet.

Vereinzelt stehen Chloritkristalle auch senkrecht auf den Granatflächen, umschließen ihn und zeigen keine tektonische Beanspruchung.

Zirkon
wurde ebenfalls im Granatglimmerschiefer festgestellt (freundliche Mitteilung der Ruhr-Universität Bochum) sowie von uns im Sediment des Mała Kamienna sowie im Jastrzabek in Form von kleinen, trüb-weißen 0,5 mm grossen Doppelendern gefunden.

Titanit
Ein Kristall von 0,4 mm Größe wurde im Mała Kamienna gefunden.

Turmalin
wurde in bis zu 0,5 mm großen grüngelben Kristallen im Sediment des Krobickie Potok, im Przecznickie Potok, im Mała Kamienna, im Kwisa und häufiger im Jastrzabek gefunden.

Muskovit
ist in bis zu 3 mm großen Kristallen im Granatglimmerschiefer regellos eingewachsen (Abb. 25).

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Abb. 25: Granatkristalle mit Muskovit (Bb. 12 mm).

Biotit
ebenfalls in 3 mm großen Kristallen.

Von verschiedenen Bearbeitern werden noch einige weitere Minerale benannt, die teilweise von späteren Autoren angezweifelt wurden.

Das angebliche Vorkommen von Skutterudit, Fluorit, Nickelin und Calcit wurde bereits von Stehr angezweifelt. Stehr und Putzer hatten die Gelegenheit, die Gruben „Hundsrücken“ und „Reicher Trost“ 1938 bzw. 1942 zu befahren und viele Proben aus diesen Gruben zu bearbeiten.

Nachweismethoden für Kassiterit und Kobalt

Viele Mineralien, die nicht in Kristallform vorliegen, lassen sich ohne Hilfsmittel nicht sicher bestimmen. Glücklicherweise gibt es in unserem Fall Nachweismöglichkeiten, die man leicht selbst zu Hause durchführen kann:

Für den Kassiteritnachweis gibt es eine einfache und zuverlässige Methode. Das fragliche Mineral wird auf ein sauberes Zinkblech gelegt und mit einem Tropfen 10%iger Salzsäure benetzt. Nach wenigen Minuten, sobald das Aufbrausen beendet ist, hat sich auf dem Mineral silberfarbenes, metallisches Zinn abgeschieden. Ähnliche Turmalinbruchstücke oder andere Silikate bleiben unverändert.

Der Kobaltnachweis mit der Boraxperle ist ebenso einfach und zuverlässig. An einem Magnesiastäbchen wird Borax zu einer klaren Perle geschmolzen, mit der heißen Perle etwas pulverisiertes Probematerial aufgenommen und erneut in der Flamme erhitzt. Je nach Kobaltmenge färbt sich die Perle hell- bis tiefdunkelblau.
Magnetit wurde aus dem Konzentrat mit einem normalen Magneten entfernt, der Ilmenit bleibt zurück. Ilmenit hat auf der Strichtafel einen schwarzen, fein gerieben dunkelbraunen Strich und kann deshalb mit Hämatit – der einen roten Strich hat – nicht verwechselt werden.

Die Aufbereitung der Proben aus dem Haldenmaterial der Gruben „St. Maria Anna“, „Reicher Trost“ und „Hundsrücken“ erfolgte durch Zerkleinern faustgroßer Stücke bis unter 1,5 mm und anschließendes Auswaschen bis auf ca. 2 cm3.
Die weiteren Prüfungen erfolgten nach den bereits beschriebenen Methoden.

Diskussion
Diese für Mitteleuropa wohl einmalige Lagerstätte ist bisher vom Alter, dem zeitlichen Ablauf, der Art und dem Mineralinhalt des Ausganggesteines, der Anzahl der Metamorphosen und einer späteren hydrothermalen Stoffzufuhr noch nicht abschließend geklärt. Während einige Autoren als Ursprung des Kassiterits noch einen genetischen Zusammenhang mit dem umliegenden Granit annehmen, deuten andere Publikationen eher auf ursprüngliche Zinnseifen hin. Vieles bleibt jedoch unklar. (BERG 1920, 1922; PETRASCHECK 1933; PUTZER 1940, 1942; STEHR 1957; JASKOLSKI 1960, 1962; KOZLOWSKI 1978; MAYER 1996, 1997).

Es hat uns verwundert, dass die bisherigen zwei Modelle zur Entstehung der Lagerstätte nur den mittleren Glimmerschieferstreifen betrachten und die Ähnlichkeiten der drei Streifen (Parallelität der gebogenen Lage sowie Mineralinhalt) nicht berücksichtigen.

Der Mineralinhalt unserer Proben sowie die genauen Beobachtungen an den Ausbildungs-Formen und Grössen der von uns gefundenen Mineralien, lassen unserer Meinung nach auf eine gleichzeitige, einheitliche Entstehung des mittleren und südlichen Glimmerschieferstreifens schliessen. Die Vererzung dieser Glimmerschieferstreifen ist nahezu identisch. Von dem nördlichen Glimmerschieferstreifen besitzen wir kein Probematerial und auch die Literatur gibt keine Hinweise auf eine mögliche Vererzung. Es kann aber nicht ausgeschlossen werden, das auch dieser Streifen eine ähnliche Mineralisation aufweist.

Zur Diskussion stellen möchten wir eine bisher noch nicht beschriebene Möglichkeit zur Lagerstättenbildung als eine submarin hydrothermale Mineralisation in Sedimenten. Der Rammelsberg im Harz oder das Meggener Lager im Sauerland sind beispielhaft. Auch sulfidreiche schichtgebundene Vererzungen in Sedimenten, vergleichbar mit dem Kupferschiefer im Zechstein, kommen in Betracht.

Ein angenommenes sulfidreiches Sediment mit einem Metallinhalt von Eisen, Kupfer, Zink, Blei, Wismut und Kobalt wird von einem Zinngranit durchbrochen und durch Hebung zum Festland (Abb. 26). Durch Erosion des Granits entsteht im Bereich dieser Sulfidvererzung noch zusätzlich eine Zinnsteinseife, als Strand- oder ausgedehnte Flussseife.
Durch eine mehrfache Faltung und tiefe Versenkung des gesamten Bereiches mit einer intensiven Metamorphose bilden sich Granat, Gahnit und weitere Minerale. Der rauchgraue bräunliche Kassiterit wird mobilisiert und teilweise in den farblosen feinstkristallinen eisenfreien Kassiterit umkristallisiert.

Ebenso wird der grobkristalline Ilmenit teilweise gelöst und kristallisiert in 0,1–0,3 mm großen Kristallen, auch als Einschluß, gleichzeitig mit Granat und Gahnit. Für die Gahnitbildung während der Metamorphose ist zwangsläufig ein Zinkangebot erforderlich. In den Anschliffen ist eine gleichzeitige Bildung von Granat und Gahnit erkennbar.

Das eigenartige Aussehen der Kassiteritkörner und die bevorzugte Anlagerung von Gahnit an den Sphaleritbändern läßt sich dann auch problemlos erklären, ebenso die Umwandlung von Pyrit in Pyrrhotin. Der Kassiterit aus dem nicht abgetragenen Zinngranit, der durch die Metamorphose in Gneis umgewandelt wurde, hat ebenso wie die Kassiterite aus dem Glimmerschiefer diese eigenartige Ausbildung.

Der Nachweis einer hydrothermalen Stoffzufuhr nach der Metamorphose bereitet dagegen größere Schwierigkeiten, wenn man an diese kilometerweit voneinander getrennten Glimmerschieferstreifen denkt.

Die vielen Risse in den spröden Mineralien und auch die ausgelängten Galenitbutzen wurden vermutlich durch eine Streckung des gesamten Komplexes verursacht.

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Abb. 26: Eine weitere Möglichkeit zur Entstehung der Lagerstätte ?

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Tabelle 3: Polnisch / deutsche Orts-, Fluss- und Gebirgsbezeichnungen.

Danksagung
Die Autoren sind Herrn Dr. H-J. Bernhardt, Institut für Geologie, Mineralogie und Geophysik, Ruhr-Universität, Bochum für die Anfertigung und Auswertung der Auflicht- und Mikrosonden-Analysen sowie die Erstellung einiger Bilder sehr zu Dank verpflichtet. Wir danken den Herren H-J. Müller, Hamburg sowie Dr. H. Heckmann, Essen herzlich für die kritische Durchsicht des Manuskripts und den Korrekturvorschlägen.

Literatur
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BERG, G. (1922): Die Gesteine des Isergebirges. – Jahrbuch der Preußischen Geologischen Landesanstalt zu Berlin. 43, 125-168.

BEYSCHLAG, KRUSCH, VOGT: Die Lagerstätten der nutzbaren Mineralien und Gesteine. Teil I (1914) und II (1921), Stuttgart.

COOK, N.J., DUDEK, K. (1994): Mineral chemistry and metamorphism of garnet-chlorite-mica schists associated with cassiterite-sulphide-mineralisation from the Kamienica Range, Izera Mountains, S.W. Poland. – Chem. Erde. 54, 1-32.

Von FESTENBERG-PACKISCH, H. (1881): Der metallische Bergbau Niederschlesiens. Wien 1881.

GROß, A. (1925): Der Bergbau bei Giehren und Querbach. – Heimatbuch des Kreises Löwenberg in Schlesien, 2. Auflage, 58-61.

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JASKOLSKI, S. (1962): Erwägungen über die Genese zinnführender Schiefer im Isergebirge (Niederschlesien). –  Prace Kom. Nauk. Geol. Pan w Krakowie. 12, 33-53.

KOZLOWSKI, A. (1978): Pneumatolytic and hydrothermal activity in the Karkonosze-Izera Block. – Acta Geol. Pol. 28, 171-222.

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MAYER, W., MOCHNACKA, K., JANCZYSZYN, J. (1997): REE and trace elements in the schists of Stara Kamienica Belt, Gierczyn area, SW Poland. – Miner. Pol. 28(1), 69-86.

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